In der Arbeitswelt und im persönlichen Leben sind Feedbackgespräche ein zentrales Instrument, um Entwicklungen zu fördern und Zusammenarbeit zu stärken. Doch oft geraten wir in die Falle, uns an Feedback-Methoden oder -Techniken wie der Sandwich-Methode oder der Gewaltfreien Kommunikation zu orientieren, ohne die eigentliche Grundlage zu beachten: unsere innere Haltung. Wirklich wertschätzendes Feedback beginnt nicht mit Regeln, sondern mit einem bewussten Umgang mit uns selbst und unseren Mitmenschen.
Von der Methode zur Haltung
Feedback ist nicht nur eine Technik, sondern ein Ausdruck unserer Haltung gegenüber anderen. Es erfordert Demut, anzuerkennen, dass wir die Wahrheit über eine Situation oder eine Person niemals vollständig kennen. Vieles, was wir an anderen beobachten und bewerten, ist gefärbt von unseren eigenen Interpretationen, unserer Kultur, unseren Erfahrungen und den begrenzten Informationen, die uns zur Verfügung stehen.
Ein zentraler Schritt hin zu wertschätzendem Feedback ist daher, sich selbst zu fragen:
• Ist es wirklich notwendig, dass ich Feedback gebe?
• Kann die Person nicht einfach so arbeiten, wie sie möchte, auch wenn es anders ist, als ich es tun würde?
• Will ich die Person verstehen, bevor ich urteile?
Diese Reflexion verhindert vorschnelle Bewertungen und schafft Raum für ein Miteinander, das nicht von Korrektur, sondern von Verständnis geprägt ist.
Demut und der Wunsch, den „guten Grund“ zu sehen
Hinter jeder Handlung steckt ein „guter Grund“ – eine Motivation, ein Bedürfnis, eine Erfahrung. Wenn wir lernen, diesen Grund zu suchen, anstatt vorschnell zu kritisieren, verändert sich die Dynamik von Feedbackgesprächen grundlegend.
Demut bedeutet, sich der eigenen Grenzen bewusst zu sein: Wir wissen nie alles über die Situation, die Persönlichkeit oder die Umstände einer anderen Person. Diese Erkenntnis schützt uns vor Fehlurteilen und öffnet die Tür für echtes Verständnis. Das erfordert:
• Neugier auf die Perspektive der anderen Person.
• Die Bereitschaft, eigene Urteile zu hinterfragen.
• Den Wunsch, gemeinsam zu wachsen.
Feedback beginnt bei mir selbst
Bevor wir anderen Feedback geben, ist es wichtig, mit uns selbst ins Reine zu kommen. Ein gesundes Selbstbewusstsein und die Fähigkeit zur Selbstreflexion sind die Grundlage, um Feedback ehrlich und authentisch zu gestalten. Dazu gehört:
• Sich selbst Feedback einzuholen: Proaktives Nachfragen zeigt, dass wir bereit sind, zu lernen und uns weiterzuentwickeln. Es ist ein Zeichen von Stärke, Schwächen zu erkennen und daran zu arbeiten.
• Feedback kritisch zu bewerten: Nicht jedes Feedback ist hilfreich. Wir sollten es danach filtern, ob es uns in unserer persönlichen und beruflichen Entwicklung unterstützt.
• Eigene Stärken ausbauen: Gutes Feedback hilft uns nicht nur, Schwächen zu verbessern, sondern auch, unsere Stärken bewusst einzusetzen und weiterzuentwickeln.
Die Beziehung ist entscheidend
Egal, wie durchdacht unsere Worte sind – das, was wirklich zählt, ist die Beziehung, die wir zur anderen Person aufgebaut haben. Eine respektvolle und vertrauensvolle Beziehung sorgt dafür, dass unser Feedback ankommt, selbst wenn unsere Worte nicht perfekt sind.
Hier spielt unsere innere Haltung eine Schlüsselrolle:
• Echte Wertschätzung: Feedback sollte nicht „gut gemeint“, sondern „wirklich gut“ sein – getragen von dem Wunsch, den anderen zu unterstützen.
• Respekt vor der Autonomie des anderen: Nicht jedes Verhalten muss korrigiert werden. Oft reicht es, Vielfalt und individuelle Herangehensweisen zu akzeptieren.
• Klarheit und Authentizität: Auch kritisches Feedback kann wertschätzend sein, wenn es aus einer Haltung der Unterstützung und des Respekts heraus kommt.
Fazit: Feedback als Beziehungspflege
Wirklich wertschätzendes Feedback ist keine Technik, die man auswendig lernen kann. Es ist vielmehr die Fähigkeit, mit sich selbst im Reinen zu sein und die Perspektive anderer Menschen anzuerkennen. Es beginnt mit der Frage, ob Feedback überhaupt notwendig ist, und es setzt voraus, dass wir neugierig sind, die Beweggründe anderer zu verstehen.
Die Beziehungsebene ist entscheidend: Menschen spüren, ob Feedback von echtem Wohlwollen getragen ist. Eine Haltung, die von Respekt, Demut und Verständnis geprägt ist, sorgt dafür, dass Feedback nicht nur ankommt, sondern auch positive Veränderungen bewirken kann – in der Arbeit und im Leben.
Vielen Dank für diese Worte zu „Haltung => Handlung“, die unseren Workshop zum Thema mit einem sahnigen i-Tüpfelchen schmücken und meinem Lern-Tool im Bio-Computer ein fälliges Update verliehen haben 💐🌞🏆